Day 241 - Von Port Augusta über Adelaide nach Red Cliffs
December 10th, 2009 by Nils
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Der letzte Australien-Bericht hörte ja in Port Augusta auf, wo sich unsere Gemeinschaft nach der Outback-Fahrt aufgelöst hatte, da die Mädels unbedingt noch an dem Tag weiter nach Adelaide wollten. Warum sie diese Entscheidung bereuen sollten und noch vieles mehr folgt jetzt!
Nach der ersten Nacht ohne Mädels im Auto seit vielen Wochen haben wir (Martin und ich) uns am nächsten Tag erstmal zu einer kleinen Mini-Wanderung durch den Mt. Remarkable National Park entschieden.
Auf diesem kurzen Weg konnten wir leider nur einen Bruchteil der bergigen, grünen Gegend (was für eine Abwechslung nach dem ganzen Outback!) erkunden, sahen aber über Kängurus, Emus bis zu größeren Echsen allerlei Getier.
Da es anschließend aber doch schon etwas später war und wir uns nicht zu sehr stressen wollten, zudem auch den Abstand von den Mädels mal etwas genossen, entschieden wir uns, nicht schon am selben Tag noch bis nach Adelaide runterzufahren sondern machten in einem kleinen Dorf namens Two Wells halt - einem wirklich urigen kleinen Dorf, in dem sich wahrscheinlich jeder kennt und wo der Bäcker von zwei um die 70 Jahre alten Damen betrieben wird. Der kleine IGA-Supermarkt hier sollte auch noch keinen modernen Schnickschnack wie etwa ein Förderband für die Waren besitzen. Dafür fanden wir einen genialen Schlafplatz unter ein paar Bäumen bei einem wohl schon länger nicht mehr bespielten Tennis-Platz in direkter Nähe zur Hauptstraße.
Am nächsten Tag in Adelaide angekommen, mussten wir zuerst mal nach einer Werkstatt suchen, damit Martins weitwunde Jackie mal unter die Lupe genommen werden konnte. Der urige Besitzer der ebenso urigen Werkstatt war, der Aufschrifft eines Schuppens nach, wohl mal der “Mini-King” - und tatsächlich fanden sich auf dem Gelände ein paar Minis.
Die meisten hatten aber einen komische Front. Ich frage mich, ob es sich bei diesen Wagen einfach nur um spätere, gefaceliftete Versionen des Ur-Minis handelte, oder ob die Australier ihre eigenen Minis herstellten. So, wie der linke Mini auf dem folgenden Foto, sieht für mich der klassische Mini aus, die anderen mit ihrer etwas moderneren Front, waren aber in der Überzahl.
Achja: Bei der Suche nach der Werkstatt kamen wir auch durch Wohngebiete voller Häuser, die wirklich Charme hatten…
Am Abend sind wir dann auf dem Camping-Platz angekommen, der mal wirklich luxuriös war. Es gab allerlei Sachen für Kinder wie Trampoline, einen Schwimming-Pool und so weiter und er lag direkt am Strand. Hier haben wir dann unsere Mädels getroffen, die uns dann ihre Geschichte erzählten, die ich versuche, soweit wiederzugeben, wie ich sie noch in Erinnerung habe:
Die Mädels, alle vier zusammen im Holden Commodore von Nadine und Sonja, waren also damals gegen 17:00 Uhr von Port Augusta aufgebrochen und sind ziemlich geheizt, weil sie doch noch möglichst vermeiden wollten, erst im Stock-Dunkeln in der Millionenstadt anzukommen. Dabei wurden sie gleich mal von der Polizei angehalten und Sonja, die am Steuer saß, wurde ein fettes Bußgeld (ich glaube so 400 Dollar) aufgebrummt, weswegen sie auch recht geknickt wirkte. Allerdings meinte die Politesse (oder sagt man jetzt Polizistin? Naja, mir egal), dass sie noch Glück hatte, da sie für das Vergehen in manch einem anderen Bundesstaat wohl die Nacht in Sicherhetsverwahrung verbringen hätte dürfen.
In Adelaide angekommen, war es dann so spät, dass der Campingplatz, auf den sie wollten, schon zu hatte und sie irgendwo anders einen Schlafplatz suchen mussten. Sie fanden dann eine nette Rasenfläche eines Segel-Clubs oder so, auf dem sie sich ausgebreitet hatten. Isi und Sarah, die in meinem Zelt schliefen, dass ich ihnen verkauft hatte weil ich es selber nie brauchte, wurden dann nachts wach, weil Wasser auf ihr Zelt spritze. Genervt aus dem Zelt gekrochen stellten sie fest, dass sich doch keiner von den anderen Mädels den Scherz erlaubte, das Zelt mitten in der Nacht mit einer Gießkanne zu bespritzen (welch Idee!), sondern dass die Sprenkler-Anlagen rausgefahren waren und den Rasen (und das Zelt) besprengten.
Diese Störung sollten die Mädels aber als Glücksfall betrachten, denn während sie die Lage peilten, fuhren ein paar jugendliche “Öl-Augen”, so Sarahs-Ausdruck, langsam vorbei, was bei unseren Mädels natürlich gleich wieder für Panik sorgte. Da sie wegen der Rasensprengung glaube ich eh weg wollten, packten sie schon wieder alles in den Wagen, und machten sich auf zur Weiterfahrt, als eben jene “Öl-Augen” plötzlich zu Fuß gröhlend in ihre Richtung gerannt kamen. Ob von den Kerlen wirklch eine Bedrohung ausging, oder ob sie nur sahen, dass die Mädels verängtigt waren und sie noch ein bisschen Ärgern wollten, in dem sie sie noch mehr erschreckten, bleibt ungewiss…
Pennen sollten die Mädels dann alle im Auto, Sarah und Isi sitzend auf den Vordersitzen. Wie im letzten Beitrag geschrieben, war das laut Sarah die schlimmste Nacht, die sie in Australien hatte. Ich und Martin haben uns jedenfalls während der Geschichte nur ein paar mal schelmisch angegrinst. Es tut einfach gut, wenn die eigene Entscheidung, diese Schnaps-Idee, noch weiter nach Adelaide zu düsen, nicht mit gemacht zu haben, sich später als so richtig herausstellt.
Die nächsten paar Tage sollten wir dann alle auf dem riesigen Camping-Platz verbringen. Wobei ich und Martin, die ja später eingetroffen sind, einen Stellplatz beziehen sollten, der etwas entfernt von den Mädels lag. So hat man zwar noch gelegentlich mal zusammengesessen, aber dennoch war es nicht mehr so die aufeinandernhängende Sechser-Gruppe der Outback-Tour.
Die größte gemeinsame Unternehmung fand ohne mich statt - und auch dieses Mal sollte ich es nicht bereuen. Die anderen fünf, also Martin und die Mädels waren am Samstag los in die Innenstadt und wollten ein wenig feiern. Das lief auch einige Zeit ganz gut, sie tingelten von Bar zu Bar und die Stimmung war den Erzählungen und Fotos nach, durchaus gut. Als sich die Gruppe wohl mal wieder zur nächsten Bar aufmachte, musste Isi von nem ATM, so heißen hier Geld-Automaten, Geld abheben. Die anderen warteten dann herum.
Plötzlich Schuss-Geräusche. Martin hatte die Situation als erster wohl wirklich begriffen, was auch daran gelegen haben mag, dass er plötzlich einen Kerl mit ner Knarre an sich vorbeilafen sah. So presste er die Mädels erstmal an die Wand und brachte sie dann um eine Ecke in Sicherheit. Auf der Straße lag ein Mann, drum herum viele Menschen, viel Tumult. Martin, als augebildete Krankenschwester, wie er sich gerne bezeichnet, wollte dann dort hin und helfen. Als die Mädels, etwas neben sich, endlich begriffen, dass Martin deswegen in die Menge wollte und nicht, wie sie dachten, um mitzuprügeln(!), ging er zum Opfer. Während Martin gerade ankam, wurde ein Typ, der die Menge etwas vom am Boden liegenden Kerl fern halten wollte, plötzlich umgenockt und so lagen dann zwei Kerle auf der Straße. Recht bald war aber wohl auch der Krankenwagen da.
Wie schlimm es um die Verletzten stand, war zunächst nicht klar, auf Grund des ganzen Blutes war Martin nichtmal sicher, ob der Angeschossene, der wohl, als er da war, reglos am Boden lag, überhaupt überleben würde. Am nächsten Tag erfuhren wir dann im Radio, dass es sich “nur” um einen Beinschuss handelte. Die Mädels waren jedenfalls zum Teil sehr aufgelöst, haben aber zumindest eine interessante Geschichte mehr zu erzählen. Dennoch konnte man ihnen auch am nächsten Tag noch etwas ihren Schock anmerken.
Bei einem späteren Stadt-Bummel mit Martin konnte ich zumindest noch den Tatort begutachten und fotografieren. Auf der Straße konnte man noch den Teil des Blutes sehen, der sich trotz aller Reinigung-Vesuche nicht entfernen ließ. Selbst für mich, der die ganze Geschichte nur gehört hatte, eine komische Atmosphäre, wenn bei strahlendem Sonnenschein wieder überall fröhliche Menschen herumlaufen, als wäre nichts gewesen.
Der ATM an dem Isi stand, als ein paar Meter daneben plötzlich geschossen wurde.
Der Straßen-Abschnitt, auf dem der Angeschossene und der Ungenokte lagen.
Am nächsten Tag bin ich mit Martin dann zu einer Autoshow, die günstig, aber auch recht klein war, so dass wir nur zwei, drei Stunden benötigten um alles zu sehen. Die Art der ausgestellten Autos ließ sich grob in zwei Gruppen Teilen. Der eine Teil waren getunte aktuelle Wagen japanischer und australischer Herkunft, wie dieser Mazda.
Der weitaus interessantere Teil für uns waren aber die vielen Oldies. Meine Favouriten waren folgende:
Auf Platz Drei dieser Weiß-Orange 56er Chevy…
…auf Platz Zwei der gute, alte Mustang - ein zeitlos schönes Auto
…und meine Nummer Eins, in die ich mich regelrecht verliebt hatte: Diese gelbe Cobra.
Ich war geradezu überwältigt, wie lange ich sabbernd vor diesem Traum auf vier Rädern stand, denn Cobras fand ich schon immer ganz cool, waren aber bisher nie Autos bei denen ich dachte “Will ich haben, will ich haben, will ich haben!”. Nun, ich wurde bekehrt. Cobras stehen nun definitiv sehr weit oben auf meiner Liste halbwegs finanzierbarer Traumwagen.
Ach, und wer mit dem Begriff “DeLorean” aus dem letzten Beitrag tatsächlich nichts anfangen konnte, dem hilft vielleicht dieses Bild als Erinnerungs-Hilfe:
Die nächsten Tage unserer Adelaide-Woche, die Mädels waren mittlerweile weitergereist, sollten wir dann recht ruhig angehen lassen. So besuchten wir ein paar Museen und ein wunderschönes, weil klassisches Kino (aber mit modernem Bild und Ton), dessen Einrichtung wohl seit Jahrzehnten sich so gut wie garnicht verändert haben mag.
Im Foyer des Kinos, dessen 40er-Jahre-Charme geradezu aus allen Ritzrn kroch
Gesehen haben wir dort übrigens “This is it”, den Film zur geplanten Tour Michael Jacksons, bei dessen Vorbereitungen er starb. Für jeden, der halbwegs mit den King of Pop was anfangen kann, ist der Film geradezu Pflicht. Einmal zeigt er in Background-Aufnahmen sehr schön Michaels menschliche Seite, zum anderen macht der Film deutlich, wie sehr er es trotz seiner 50 Jahre und seinem zerbrechlichem Erscheiningsbild noch tänzerisch und stimmlich drauf hatte. Daran hätten bei seiner damaligen Ankündigung, dass er noch mal auf die Bühne für ein paar letzte Auftritte zurückkehrt, wohl nur beinharte Fans geglaubt. Auch ich dachte damals, dass er sich wohl total blamieren werde. Aber: Wenn er nicht gestorben wäre, dann wäre das wohl eines der größten Comebacks überhaupt geworden. Schade um dieses fragile Freak-Genie, aber toll, dass es zumindest diese Dokumentation gibt.
Da ich vor unserer Abfahrt aus Adelaide, wir hatten bereits vor, nach Red Cliffs zu fahren, um dort zu arbeiten, aber irgendwie immernoch nicht das Gefühl, Adelaide so wirklich erlebt zu haben, machte ich mich am letzten vollen Tag alleine auf Richtung Hafen im Norden, wo es allerlei Museen geben sollte. Allerdings war eher der Weg das Ziel. Dieser Weg führte die meiste Zeit am Strand entlang, der in Adelaide einfach endlos ist. Zwar nicht der schönste mit dem weichesten Sand, und das Wetter war auch nicht berauschend, aber dafür war er irgendwie von etwas schroffer, leerer Schönheit - und die Dünen, die sich teilweise dahinter befanden, ließen glatt leichte Dänemark-Gefühle aufkommen.
Gesäumt war der Strand darüber hinaus von größeren Häusern aller verschiedener Stil-Richtungen von Zuständen zwischen “gerade neu gebaut” bis zu “schon total runtergekommen - wohnt da noch wer?”.
Das folgende Bild ist beispielhaft: Links ein altes Haus, dessen beste Tage schon seit Jahrzehnten vorbei sind, rechts direkt daneben zwei moderne Häuser des “Der-einzig-wahre-Winkel-hat-90-Grad”-Baustils.
Vorbei kam ich zudem noch an einem See-Gebiet, an dessen Ufer wohl der reiche Teil von Adelaide zu Hause ist, wie auch an einen Drive-Thru-Alkohol-Shop, den ich doch skuriller fand, als er es in australischen Städten wahrscheinlich ist.
Auf Grund der gewaltigen Distanz, laut Google Maps bin ich insgesamt ca. 30 Kilometer gelaufen, und da ich nicht im Dunkeln laufen wollte, habe ich am Hafen dann auch nur das kleine Marine-Museum erkunden können. Aber wie gesagt: Mir ging es mehr darum, mal ein wenig alleine Adelaide zu erkunden, um ein Gespür für die Stadt zu bekommen, und das war definitiv erfolgreich.
So bietet Adelaide zwar außer dem endlosen Strand nichts wirklich besonderes, aber die Stadt hat irgendwie Charakter. Auf jedenfall sollte ich Adelaide dann mit sehr viel besserer Meining verlassen als damals Brisbane. An Sydney kommt diese Hauptstadt South Australias aber dennoch nicht annähernd heran.
So verließ ich mit Martin dann Adelaide gen Osten. Zunächst durch die wunderschöne, hügelige Weinregion der Adelaide Hills mit seinen kurvenreichen Straßen, und dann wieder durch trostlose Leere. Die erste Nacht hier verbrachten wir noch am Ufer des Murray, einem der bedeutendsten Flüsse Australiens, in Mildura, der mit 30.000 Einwohnern einzigen größeren Stadt in der Nähe. Am nächsten Morgen wurde ich dann plötzlich von einer Stimme aus einem Lausprecher geweckt. Ich hatte schon Angst, dass das die Polizei sei, die uns verjagen will, aber nein: Um uns herum war Halligalli, denn das alljährige lokale Radrennen sollte von hier starten. Schnell saßen ich und Martin uns in unsere Autos und entfleuchten dem Trubel.
Der Blick von unserem Schlafplatz auf das ungemütliche Treiben am nächten Morgen
Seitdem sind wir im 10 Autominuten südlich gegenen Red Cliffs, einem kleinen Kaff, dass aber zumindest das Notwändigste wie Supermärkte und so besitzt.
Das Hostel hier ist eigentlich kein Hostel sondern die “Sunraysia International Student Accomidation”, die sich in einer ehemaligen Krankenstation befindet, was gerade in den Tagen, in denen es hier noch sehr leer war, nachts fast etwas gruselig sein konnte. Studieren tut hier aber wohl kaum wer.
Die Arbeit, bisher meist Abrupfen von Blättern auf den Wein-Feldern für freche Hungerslöhne, hält sich auch in Grenzen; wenn mein Auto nicht mal wieder Probleme hätte, wäre ich vielleicht schon hier weg.
Das Gute: Das Hostel ist erst seit vier Monaten in Betrieb und verdammt krass ausgestattet: So gibt es nicht nur einen Gaming-Room an dessen 4 TVs zwei Xbox360 und zwei Playstation-2-Konsolen hängen sondern auch überall fette Plasma-TVs mit Pay-TV-Paket, Kicker, Tischtennis-Platten sowie viele PCs für freies Internet, die aber mit ihren Pentium-3-CPUs wiederum nichtsmehr ganz up to date sind, um es vorsichtig auszudrücken.
Zum Internet muss man sagen, dass Australien für privaten Gebrauch sowas wie richtige Flat-Rates wohl nicht kennt. Hier gibt es meist eine Megabyte-Beschränkung pro Monat, ist die überschritten, wird die Geschwindigkeit soweit gekappt, dass ich froh sein kann, wenn ich nach fünf Minuten bis zur ersten eMail vorgestossen bin (und dabei dann Ewigkeiten auf die GMX-Nachrichten starre, die mich zu letzterem Beitrag “inspiriert” haben)
Aber heute ist wohl wieder ein neuer Monat angebrochen und das Internet ist schnell wie nichts. Und bevor dann in ein paar Tagen von all den Leuten hier (und mir )schon wieder die Megabyte-Grenze überschritten wurde, habe ich mich schnell aufgerafft, die Fotos hochgeladen und diesen Text niedergetippt, so dass der Blog nun endlich wieder auf dem aktuellen Stand ist.
Stay tuned…
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Hi,
es ist viel Zeit vergangen. Es war Weihnachten, Neujahr und ein Jahr älter bist Du auch… Von “aktuell” kann da keine Rede mehr sein )) Wir freuen uns auf das nächste (überfällige) Update!